Die Immobilienentwicklungsgesellschaft Imfarr hat aufgrund hoher gruppeninterner Schulden und einer raschen Expansion Insolvenz angemeldet. Der Antrag auf ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung wurde beim Handelsgericht Wien eingereicht, wobei Passiva von 604 Millionen Euro angegeben wurden. Rechtsanwalt Stephan Riel wurde zum Insolvenzverwalter bestellt.
Imfarr, gegründet 2007 von Nemat Farrokhnia, expandierte schnell und zählte laut eigenen Angaben zu den führenden privaten Investoren im Gewerbe- und Wohnungsmarkt in Deutschland und Österreich. Die rasante Expansion scheint jedoch gescheitert zu sein. Zu den prominenten Immobilienprojekten gehörten ein großes Gebäudeensemble in der Mariahilfer Straße in Wien, frühere Zentralen der Bank Austria und das Palais N50, ein historischer Gebäudekomplex.
Die Schwierigkeiten begannen bereits 2023, als die deutsche Tochtergesellschaft in München und die Wiener Tochtergesellschaft Vendome Eins Insolvenz anmeldeten. Prominente Persönlichkeiten wie der ehemalige Bundeskanzler Werner Faymann und sein Ex-Kanzleramtsminister Josef Ostermayer, die zeitweise in die Unternehmensführung involviert waren, verließen ebenfalls das Unternehmen.
Im Jahr 2022 stiegen die Verbindlichkeiten von Imfarr von 200 Millionen auf 270 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis fiel von einem Gewinn von 13 Millionen Euro im Jahr 2021 auf ein Minus von 3,6 Millionen Euro im Jahr 2022. Die meisten Schulden waren intern, während die Verbindlichkeiten gegenüber Banken bei 28 Millionen Euro lagen. Rund die Hälfte der etwa 50 Beteiligungen von Imfarr wiesen ein negatives Eigenkapital auf.
Ein entscheidender Faktor für die Insolvenz war der rasche Zinsanstieg, der die Nachfrage nach Büroimmobilien zum Erliegen brachte und zu restriktiven Neubewertungen führte. Dies verhinderte die geplanten Projekte und Verkäufe. Zudem meldete die Düsseldorfer Development Partner GmbH, an der Imfarr zu 50 Prozent beteiligt ist, im August 2023 Insolvenz an, was ebenfalls zu Abwertungen führte.
Abschlussprüfer Grand Thornton wies im Bestätigungsvermerk zum Jahresabschluss vom 19. März 2024 auf wesentliche Unsicherheiten hin, die Zweifel an der Fortführungsfähigkeit des Unternehmens aufwarfen. Zudem wurde darauf hingewiesen, dass der Jahresabschluss 2021 nicht von einem Abschlussprüfer geprüft worden sei.
Der Fall Imfarr reiht sich in eine Serie von Insolvenzen in der Immobilienbranche ein, wie zuvor bei Signa und anderen Unternehmen. Ein Immobilienexperte erklärte, dass viele Unternehmen ähnliche Probleme hätten und mit hohen Zinsen und einem stagnierenden Markt kämpfen. Imfarr plant, seinen Gläubigern eine Sanierungsplanquote von 20 Prozent anzubieten. Die Gläubiger haben bis zum 29. August Zeit, ihre Forderungen anzumelden. Der erste Termin am Handelsgericht Wien ist für den 12. September angesetzt.
Die Entwicklungen bei Imfarr verdeutlichen die Herausforderungen, denen die Immobilienbranche aktuell gegenübersteht. Es bleibt abzuwarten, wie viele weitere Unternehmen in ähnlicher Weise betroffen sein werden.