So 24. Nov. 2024

Sirplus, das vielversprechende Startup, hat beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg den Schritt in die Insolvenz gewagt. Der Gründer Raphael Fellmer musste einräumen, dass es ihm nicht rechtzeitig gelungen ist, das Unternehmen auf professionelle Beine zu stellen, wie er dem Handelsblatt mitteilte. Die vorübergehende Verwaltung des Insolvenzverfahrens übernimmt Florian Linkert von der renommierten Kanzlei BBL.

Leider endete der ambitionierte Versuch, Sirplus auf die Erfolgsspur zu führen, in einem Misserfolg. Im vergangenen Jahr sah sich Fellmer bereits gezwungen, etwa zwei Drittel seiner Belegschaft zu entlassen und ein Lager zu schließen. Selbst eine für Dezember geplante Finanzierungsrunde scheiterte letztendlich. Fellmers Geschäftsmodell konzentrierte sich darauf, überschüssige Lebensmittel zu sammeln und diese online zu verkaufen. Dieses Konzept brachte den Gründer auch in die populäre TV-Show „Die Höhle der Löwen“.

Die Herausforderungen für Sirplus schienen sich im Laufe der Zeit zu häufen, was dazu führte, dass der Gründer drastische Maßnahmen ergreifen musste. Trotz des früheren Entlassens von Mitarbeitern und der Schließung eines Lagers konnte das Unternehmen seinen Weg zu finanzieller Stabilität nicht finden. Die neuerliche finanzielle Runde im Dezember, die als Rettungsanker gedacht war, entpuppte sich als unerreichbares Ziel. Dieser Rückschlag markiert das bedauerliche Ende eines vielversprechenden Vorhabens, das einst auf dem Konzept der Verwertung überschüssiger Lebensmittel basierte.

Die Bemühungen von Raphael Fellmer, Sirplus auf die Gewinnstraße zu lenken, wurden somit von den finanziellen Hürden und internen Herausforderungen überwältigt. Der Gang zum Amtsgericht für Insolvenz unterstreicht die ernsten Schwierigkeiten, mit denen das Startup konfrontiert ist, und wirft Fragen über die Zukunft dieses innovativen Unternehmens auf.


Update: 07.04.2024

Der Insolvenzverwalter Dr. Florian Linkert wurde offiziell bestellt, um das Unternehmen zu retten, nachdem es Ende 2023 bereits einen drastischen Stellenabbau von 90 auf 30 Mitarbeiter erlebt hatte.

Die Insolvenz wurde Anfang Januar eingereicht, da Sirplus nicht schnell genug auf Marktveränderungen reagieren konnte und Schwierigkeiten hatte, neue Investoren zu gewinnen. Die verpasste Professionalisierung der vergangenen Jahre hat sich nun schmerzhaft gerächt. Obwohl das Unternehmen zuvor eine steile Lernkurve durchlief und optimistisch in die Zukunft blickte, wurde die Situation zunehmend schwierig.

Sirplus, gegründet 2017 mit dem Ziel, Lebensmittelabfälle zu reduzieren, eröffnete fünf „Rettermärkte“ in Berlin, musste aber nach der Pandemie 2021 schließen. Der Fokus lag dann auf dem Online-Handel, der jedoch nach dem Insolvenzantrag eingestellt wurde. Die Vision einer europaweiten Vermarktung geretteter Lebensmittel bleibt vorerst unerfüllt.

In der „Höhle der Löwen“ hatten die Gründer 700.000 Euro von den Investoren gefordert, wobei sie den Wert des Unternehmens auf 11 Millionen Euro schätzten. Die Investoren hielten dies für übertrieben und lehnten ab, was zu einem Eklat führte. Trotzdem gelang es den Gründern, andere Investoren zu gewinnen und den ersten Rettermarkt zu eröffnen. Die Kritik an ihrem Geschäftsmodell, Lebensmittel billig zu kaufen und teurer weiterzuverkaufen, blieb jedoch bestehen.

Die Zukunft von Sirplus bleibt ungewiss, während der Insolvenzverwalter an einem Sanierungsplan arbeitet. Ob das Unternehmen weiterhin an seiner Vision arbeiten kann, hängt von den Entscheidungen ab, die bis zum Sommer getroffen werden müssen. Die Insolvenz von Sirplus markiert das Ende eines ambitionierten Projekts, das die Lebensmittelbranche verändern wollte, aber letztendlich den Herausforderungen des Marktes nicht standhalten konnte.

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