Mi. 16. Juli. 2025

Die Wangerland Touristik GmbH, ein kommunaler Tourismusbetrieb an der niedersächsischen Nordseeküste, hat Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Auslöser für die finanzielle Schieflage ist ein missglücktes Großprojekt: Der Bau des „Thalasso Meeres Spa“ entwickelte sich zu einem finanziellen Desaster. Ursprünglich mit knapp neun Millionen Euro veranschlagt, kletterten die tatsächlichen Kosten auf rund 23 Millionen Euro. Unerwartete Preissteigerungen bei Bauleistungen, Material und Energie in Folge globaler Krisen führten zu dieser enormen Überschreitung. Die Folge: Das Unternehmen, das für die touristische Vermarktung und Infrastruktur in der Region zuständig ist, geriet in erhebliche Zahlungsschwierigkeiten.

Trotz kurzfristiger Finanzhilfen durch die Gemeinde, Fördergeldern vom Land Niedersachsen, einem Zuschuss aus Corona-Hilfen sowie zusätzlichen Krediten konnte der Betrieb nicht mehr stabilisiert werden. Der Insolvenzantrag soll nun dazu dienen, den Geschäftsbetrieb zu sichern und einen Sanierungsplan unter Aufsicht des Gerichts umzusetzen. Die rund 180 Arbeitsplätze sind durch das vorläufige Insolvenzverfahren für die kommenden drei Monate abgesichert.

Die Geschäftsführung wurde im April neu aufgestellt. Torsten Riedel übernahm das Amt mit dem Ziel, das Unternehmen strategisch neu auszurichten. Erste Maßnahmen zur Kostenkontrolle und Organisationsentwicklung wurden eingeleitet, doch die Altlasten aus der Spa-Investition überstiegen offenbar die wirtschaftliche Tragfähigkeit. Der Betrieb des neuen Wellnesskomplexes verlief ebenfalls holprig: Nach einem Soft-Opening kam es wegen technischer Probleme und Wasserqualitätsmängeln zu temporären Schließungen. Ein externer Gutachter prüft derzeit die gesamte Kostenstruktur und Projektabwicklung. Die Ergebnisse dieser Untersuchung werden im Laufe des kommenden Quartals erwartet.

Trotz der angespannten Lage ist die touristische Nachfrage im Wangerland stabil. Erste Rückmeldungen von Besuchern zum neuen Spa sind positiv, auch die Buchungslage entwickelt sich erfreulich. Dennoch bleibt die finanzielle Situation angespannt. Die Gemeinde Wangerland schließt Einsparungen bei anderen Projekten nicht aus, um die Folgen der Insolvenz abzufedern. Ziel ist es, den Tourismusstandort langfristig zu sichern, ohne dass weitere Einrichtungen gefährdet werden. Der Fall zeigt deutlich, wie riskant Großprojekte im öffentlichen Sektor sein können, wenn Planung und Kostenkontrolle aus dem Ruder laufen.

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