Nach mehr als 60 Jahren steht die bekannte Bäckerei Nissen vor dem Aus. Der heutige Inhaber, Jens Prill, hatte den Betrieb erst im Herbst 2024 vom Sohn des Gründers, Sönke Nissen, übernommen. Nur wenige Monate später geriet das Unternehmen in eine wirtschaftliche Schieflage, die schließlich zur Insolvenz führte.
Prill hatte nach der Übernahme die Löhne angehoben und Weihnachtsgeld ausgezahlt – Maßnahmen, die die finanzielle Lage zusätzlich belasteten. Eigene Fehlentscheidungen, wie er selbst einräumt, hätten die Situation verschärft. Nach einem gesundheitlichen Rückschlag entschied er, kürzerzutreten und gemeinsam mit seinem Anwalt um eine Zukunftslösung zu kämpfen. Die Gehälter der Belegschaft seien zunächst bis Ende des Jahres gesichert. Die offizielle Eröffnung des Insolvenzverfahrens ist für den 1. Januar 2026 angesetzt.
Gründe sind eine schwache Konjunktur, steigende Rohstoffkosten und die anhaltend hohe Belastung durch Energiepreise. Viele Betriebe halten trotz Insolvenzverfahren vorerst ihren Betrieb aufrecht, um Kunden weiter bedienen zu können.
Die Forderung an die Politik ist eindeutig: Deutschland brauche schnelle und spürbare Entlastungen, um die Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittelständischer Unternehmen zu sichern. Andernfalls drohe die Zahl der Insolvenzen weiter zu steigen – mit gravierenden Folgen für Beschäftigte und regionale Wirtschaftskreisläufe.
Die Insolvenz der Bäckerei Nissen steht damit sinnbildlich für die schwierige Lage vieler Traditionsbetriebe im Land: steigende Kosten, sinkende Nachfrage und kaum Spielraum für Investitionen – ein Zusammenspiel, das selbst langjährige Familienunternehmen in die Knie zwingt.