Mi. 16. Juli. 2025

Ein Traditionsbetrieb der sächsischen Textilindustrie steht am Wendepunkt: Die 1906 gegründete Damino GmbH aus Großschönau hat Insolvenz angemeldet. Der Betrieb beschäftigt rund 120 Mitarbeitende, deren Gehälter nur noch bis Juli gesichert sind.

Die Damino-Weberei, bekannt für ihre kunstvollen Damaststoffe, lieferte früher für Hotels, Fluggesellschaften, Kreuzfahrten sowie afrikanische Einsätze. Während das Geschäft nach der Pandemie ins Stocken geriet, brach ein besonders vitaler Exportmarkt nach Westafrika dramatisch ein. Politische Instabilität, Bürgerkriegsähnliche Zustände und Währungsverfall in Nigeria und Nachbarstaaten ließen die Bestellungen nahezu auf null schrumpfen. Zwischenzeitlich lieferten nur noch etwa 30–40 Webmaschinen – ein drastischer Rückgang, der die bisherige Auslastung stark reduzierte.

Trotz eines Teilauftrags einer Premium-Airline reichten die Einnahmen nicht aus, um die kostspielige Infrastruktur zu erhalten. Der Rückgang in Europa: Die Hotellerie und Gastronomie zögerten bei Neubestellungen, viele Stoffe blieben auf Lager liegen – ein weiteres Problem im Vergleich zu früheren Jahren.

Nun versucht die Geschäftsführung, das Unternehmen über ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung zu stabilisieren. Die Produktion soll aufrechterhalten werden, bestehende Aufträge werden wie geplant abgearbeitet. Ziel ist ein Neustart mit angepasster Struktur. Mögliche Ansätze: Ausbau technischer Textilien, Kooperationen mit Möbel- und Automobilindustrie sowie weitere Nischenmärkte.

Allerdings befindet sich Damino nicht allein in der Krise: In der gleichen Region verzeichnen mehrere alteingesessene Textil- und Industriebetriebe ebenfalls finanzielle Engpässe. Die gesamte Branche kämpft mit steigenden Energiekosten, globalem Druck und veränderten Konsumtrends.

Ausblick: Ob Damino den Turnaround schafft, hängt von der Qualität des Sanierungskonzepts ab. Eine differenzierte Marktstrategie könnte das Unternehmen zurück in ruhigeres Fahrwasser führen. Die entscheidenden Monate liegen jetzt vor dem Betrieb – und damit in der Verantwortung für hunderte von Arbeitsplätzen.

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