Sa. 18. Jan.. 2025

Die traditionsreiche Geschichte des Schiffbaus in Schleswig-Holstein, die über 150 Jahre hinweg durch die Werften FSG in Flensburg und Nobiskrug in Rendsburg geprägt wurde, steht vor einem abrupten Ende. Für vier Gesellschaften der Werftengruppe wurden Insolvenzanträge eingereicht. Betroffen sind die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft mbH, die Nobiskrug Yacht GmbH, die FSG-Nobiskrug Holding GmbH und die FSG Nobiskrug Design GmbH. Immobiliengesellschaften der Gruppe bleiben vorerst unberührt.

Die Anträge wurden nicht von den Unternehmen selbst, sondern von Krankenkassen gestellt. Hintergrund sind ausstehende Sozialversicherungsbeiträge infolge nicht gezahlter oder verspäteter Gehälter. Ein Sprecher des Amtsgerichts Flensburg bestätigte, dass die Summen im hohen sechsstelligen Bereich liegen.

Die Werften, die unter der Tennor-Gruppe des Investors Lars Windhorst stehen, hatten bereits in der Vergangenheit mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Windhorst übernahm 2019 die FSG-Werft in Flensburg und sicherte sich ein Jahr später die insolvente Nobiskrug-Werft in Rendsburg. Trotz der Übernahme blieben konkrete Zukunftsstrategien aus, und ein Mangel an Aufträgen erschwerte die wirtschaftliche Stabilisierung beider Unternehmen.

Die wirtschaftliche Lage der Werften wurde in den letzten Monaten immer kritischer. Laut vorläufigem Insolvenzverwalter Christoph Morgen sind Löhne seit Wochen ausstehend, Sozialabgaben wurden nicht abgeführt, und Jahresabschlüsse fehlen seit mehr als zwei Jahren. Über 150 Zwangsvollstreckungsaufträge belasten die Finanzlage zusätzlich. „Der Strom droht abgestellt zu werden“, so Morgen.

Auch Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen kritisierte Windhorst scharf. Die rücksichtlose Geschäftsführung habe nicht nur Gehälter, sondern auch Versicherungsbeiträge und TÜV-Prüfungen für Maschinen vernachlässigt.

Die Insolvenzverwalter konzentrieren sich nun darauf, die Novembergehälter schnellstmöglich auszuzahlen und einen Käufer oder Investor für die Werften zu finden. Parallel prüfen sie Optionen für eine Zwischenfinanzierung, insbesondere für zwei bereits begonnene Projekte: eine RoRo-Fähre in Flensburg und eine Superyacht in Rendsburg. Bundes- und Landesregierungen könnten hier eine entscheidende Rolle spielen.

Bis Ende Januar soll eine Lösung gefunden werden, um die renommierten Werften zu retten. Trotz des wirtschaftlichen Chaos zeigen sich erste Interessenten. Ob die Rettung gelingt, bleibt jedoch ungewiss. Die Schulden der Unternehmensgruppe belaufen sich nach eigenen Angaben auf mindestens 20 Millionen Euro.

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