Die traditionsreiche britische Werft Harland & Wolff, bekannt für den Bau der Titanic, steht vor einer ungewissen Zukunft. Nachdem ein Antrag auf ein Darlehen von 200 Millionen Pfund bei der britischen Exportfinanzierungsbehörde UK Export Finance abgelehnt wurde, musste das Unternehmen Insolvenz anmelden. Diese Maßnahme ermöglicht eine Umstrukturierung, um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern, anstatt es sofort zu liquidieren.
Die zentrale Werft in Belfast, die derzeit Kriegsschiffe für die britische Regierung baut, bleibt von den Umstrukturierungen unberührt und soll weiterbetrieben werden. Dennoch hat Harland & Wolff bereits Entlassungen in nicht zentralen Geschäftsbereichen sowie in der Holdinggesellschaft angekündigt. Parallel dazu prüft das Unternehmen den Verkauf einzelner Geschäftsbereiche und sucht nach neuen Finanzierungsquellen. Das Islandmagee Gas Storage Project in Nordirland wird ebenfalls fortgesetzt.
Russell Downs, der interimistische Geschäftsführer, bezeichnete die Situation als extrem herausfordernd und wies auf die großen Verluste des Unternehmens hin. Bereits 2019 stand Harland & Wolff kurz vor dem Bankrott, wurde jedoch durch den britischen Energiekonzern InfraStrata gerettet. Seither hat sich das Unternehmen vor allem auf die Reparatur von Schiffen und Projekte im Bereich grüner Energie konzentriert. Im letzten Jahr lieferte die Werft das erste Schiff seit zwei Jahrzehnten aus Belfast aus.
Matt Roberts, Vertreter der Gewerkschaft GMB, forderte die Regierung auf, einzugreifen und sicherzustellen, dass keine privaten Unternehmen über den Erhalt der vitalen Werften entscheiden. Er kritisierte, dass die Übergabe der wichtigen Kriegsschiffverträge an den Markt nicht ausreiche, um den langfristigen Bestand zu sichern.
Die britische Regierung betonte, dass sie intensiv an einer Lösung arbeite, um Arbeitsplätze zu schützen und den Schiffbau in Belfast und anderen Standorten zu fördern. Ein Sprecher erklärte jedoch, dass staatliche Mittel ein erhebliches Risiko für den Verlust von Steuergeldern bedeutet hätten. Man vertraue darauf, dass der Markt besser in der Lage sei, die Herausforderungen zu bewältigen.
Harland & Wolff, dessen Geschichte über 160 Jahre zurückreicht, kämpft damit, seine Rolle in der britischen Schiffbauindustrie trotz wiederholter finanzieller Schwierigkeiten zu sichern.