Ein Unternehmen, das einst als Hoffnungsträger der heimischen Biotech-Szene galt, steht vor dem Aus: Die Procomcure Biotech GmbH aus Bergheim bei Salzburg befindet sich im Sanierungsverfahren. Das Landesgericht Salzburg hat die Eröffnung des Verfahrens ohne Eigenverwaltung bestätigt.
Der Schuldenstand des Unternehmens wird vom Alpenländischen Kreditorenverband mit rund 5,4 Millionen Euro angegeben. Ziel des Verfahrens ist es, einen Teil der Forderungen zu begleichen und eine mögliche Fortführung des Betriebs zu prüfen.
Vom Forschungsprojekt zum Krisengewinner
Procomcure wurde 2006 aus einer Kooperation zwischen der Universität Salzburg und den Salzburger Landeskliniken heraus gegründet. Unter der Leitung des Molekularbiologen Dr. Kamil Önder spezialisierte sich das Unternehmen zunächst auf die Entwicklung innovativer Diagnostikverfahren und biotechnologischer Produkte.
Während der Corona-Pandemie gelang dem Betrieb der große Durchbruch: Mit der massenhaften Herstellung von PCR-Testkits konnte Procomcure binnen kürzester Zeit europaweit Labore und öffentliche Einrichtungen beliefern. Die Nachfrage schoss in die Höhe, das Unternehmen expandierte und investierte massiv in neue Produktionskapazitäten.
Vom Boom zur Krise
Nach dem Ende der Pandemie brach der Markt für Testsysteme jedoch fast vollständig ein. Die zuvor getätigten Investitionen in Maschinen, Personal und Rohstoffe erwiesen sich als kaum tragbar. Was während der Pandemie als Erfolgsgeschichte galt, entwickelte sich innerhalb weniger Monate zu einer existenziellen Belastung.
Schwierige Rahmenbedingungen beschleunigen den Absturz
Neben dem abrupten Nachfrageeinbruch machten auch steigende Energiepreise und höhere Beschaffungskosten für Laborchemikalien dem Unternehmen zu schaffen. Die biotechnologische Forschung litt zudem unter sinkender Förderbereitschaft und einer allgemeinen Zurückhaltung bei Investoren. Erschwerend kamen die wirtschaftlichen Unsicherheiten in Europa und zeitweise hohe Zinsen hinzu.
Ausblick ungewiss
Ob es Procomcure gelingt, den Betrieb zu restrukturieren, bleibt offen. Klar ist jedoch, dass der Niedergang eines einst gefeierten Pandemie-Helden exemplarisch zeigt, wie stark die Branche vom kurzfristigen Nachfrageboom abhängig war – und wie schnell dieser Erfolg in eine wirtschaftliche Schieflage münden kann.