Das Linzer Spezialchemieunternehmen ESIM Chemicals GmbH hat Insolvenz angemeldet. Das Landesgericht Linz eröffnete das Verfahren nach einem Antrag des Unternehmens. Die Schulden belaufen sich auf mehr als 118 Millionen Euro, während die vorhandenen Vermögenswerte nur rund 3,8 Millionen Euro betragen. Von der Pleite betroffen sind 289 Mitarbeiter sowie knapp 190 Gläubiger.
Ursachen: Hohe Kosten und starke Konkurrenz aus Asien
In den vergangenen Jahren geriet ESIM zunehmend unter Druck. Steigende Energie- und Personalkosten, verschärfter internationaler Wettbewerb und ein Überangebot auf den asiatischen Märkten ließen die Margen schrumpfen. Hinzu kam der Verlust wichtiger Kundenaufträge im Jahr 2025, was die Liquidität zusätzlich belastete. Der hohe Fixkostenanteil und ein ungünstiges Verhältnis zwischen Umsatz und Verschuldung verschärften die finanzielle Lage weiter.
Geschäftsführung sah keine andere Option
Geschäftsführer Frank Wegener erklärte, dass in den letzten Wochen intensiv an einer internen Lösung gearbeitet wurde, um den Betrieb zu stabilisieren. Eine eigenständige Sanierung sei jedoch nicht mehr realisierbar gewesen. Aus Verantwortung gegenüber Mitarbeitern und Gläubigern habe man daher den Insolvenzantrag stellen müssen.
Pläne für Fortführung und Investorensuche
Trotz der prekären Situation soll die Produktion nicht vollständig eingestellt werden. Nach Angaben der Insolvenzverwalter ist vorgesehen, zwei der drei bestehenden Produktionslinien in Linz weiterzuführen. Ziel sei es, den Standort zu erhalten und eine übertragende Sanierung durchzuführen, bei der ein Investor Teile des Unternehmens übernimmt. Dadurch sollen möglichst viele Arbeitsplätze gerettet werden.
Finanzlage und Sanierungsperspektive
Nach Einschätzung des Alpenländischen Kreditorenverbands (AKV) könnte das verwertbare Vermögen unter Berücksichtigung der laufenden Verfahren rund 33 Millionen Euro betragen. Die Differenz zu den bestehenden Schulden verdeutlicht die Tiefe der Krise. Dennoch besteht Hoffnung, dass durch den Einstieg eines finanzstarken Partners ein Neustart gelingen kann.
Traditionsreicher Standort mit internationaler Eigentümergeschichte
ESIM Chemicals wurde mehrfach verkauft – zuletzt im Jahr 2018 an den US-Investor Sun European Partners. Das Unternehmen produziert chemische Zwischenprodukte sowie Agrar- und Pflanzenschutzmittel. Trotz der Insolvenz bleibt das erklärte Ziel, den traditionsreichen Produktionsstandort in Linz langfristig zu sichern und die Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen.