Die Hansegarnelen GmbH, Betreiberin Europas größter Kreislaufanlage für die Garnelenaufzucht in Glückstadt, hat einen Insolvenzantrag gestellt. Verantwortlich für den Schritt ist eine kurzfristig aufgetretene Finanzierungslücke in Höhe von 1,5 Mio. €, nachdem ein Gesellschafter seine Zusage zurückgezogen hatte.
Am Amtsgericht wurde Rechtsanwalt Berend Böhme als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt. Vorstand Rupert Baur erklärte, dass das gerichtliche Sanierungsverfahren notwendig sei, um den laufenden Betrieb langfristig zu sichern. Die Gehaltszahlungen sind durch Insolvenzgeld für die nächsten Monate abgesichert – für die 22 Mitarbeiter an den drei Standorten Glückstadt, Grevesmühlen und Gronau.
Nahe an der Gewinnzone – Suche nach Rettung
Trotz des finanziellen Engpasses befand sich das Unternehmen laut Baur unmittelbar vorm Break-even: „In wenigen Wochen wären wir kostendeckend gewesen“. Erste Gespräche mit potenziellen Investoren sind bereits angelaufen. Böhme und Baur kündigten an, dass der Betrieb zunächst an allen drei Standorten fortgesetzt wird, Lieferungen weiterlaufen und eine dauerhafte Lösung in den kommenden Monaten gesucht wird.
Nachhaltige Technologie als Kernstück
HanseGarnelen hatte sich als Vorreiter einer ressourcenschonenden Kreislauf-Aquakultur etabliert: In einer tropisch beheizten Halle werden Garnelen in einer vollständig geschlossenen Anlage gehalten. Dabei wird 99 % des Wassers rückgeführt, über ausgeklügelte zwei-stufige Biofilter biochemisch aufbereitet – von Ammonium über Nitrit zu Nitrat und schließlich zu Stickstoff – und eine Solarstromanlage sowie industrielle Abwärme heizen das System nahezu klimaneutral.
Zuchtziel & Qualität
Anfang 2023 ging die Anlage nahe Glückstadt auf 1,5 Hektar Fläche in Betrieb. Sie zielt langfristig auf eine Jahresproduktion von etwa 85 Tonnen Garnelen – antibiotikafrei und geschmacklich mit nussigem Aroma. Die Kombination aus moderner Technik und regionalem Ansatz machte das Unternehmen zur Referenz für nachhaltige Garnelenproduktion.
Fazit:
Europa’s größtes Garnelenzuchtprojekt steht aktuell unter finanziellem Druck – trotz vielversprechender Technologie und Umsatzerwartungen. Mit 22 Arbeitsplätzen gesichert, setzt das Unternehmen auf Sanierung und neue Geldgeber, um den innovativen Kreislauf weiterzuführen.