Enfore galt lange als „Deutschlands heißeste Tech-Wette“. Medien und Investoren priesen das Unternehmen als zukünftigen Digitalchampion mit globaler Reichweite. Zu den Geldgebern zählten prominente Namen wie Jerry Yang, der ehemalige Yahoo-Chef, Andreas von Bechtolsheim, Mitgründer von Sun Microsystems, sowie Xing-Gründer Lars Hinrichs. Sie sollen zu Beginn rund 40 Millionen Euro Risikokapital in das Startup investiert haben.
Der Gründer von Enfore, Marco Börries, wurde lange als „Wunderkind“ der Tech-Szene gefeiert. Mit seinem Programm „Star Office“ trat er einst gegen Microsoft an und gründete und verkaufte anschließend mehrere erfolgreiche Unternehmen. Enfore, das 2017 als NumberFour AG ins Leben gerufen wurde, war seine vierte Gründung. Ziel des Unternehmens war es, kleine Händler und Gewerbetreibende mit einer Kombination aus Hardware, Software und verschiedenen Internetdiensten zu digitalisieren. Börries’ Vision war eine offene Plattform, die es Millionen von kleinen Unternehmen weltweit ermöglichen sollte, professionell zu arbeiten und mit den großen Playern der Branche mitzuhalten.
Das Geschäftsmodell von Enfore klang vielversprechend. Laut Unternehmenswebsite bietet Enfore ein „maßgeschneidertes Kassensystem“ an, das sowohl Hardware, Software als auch Zahlungslösungen aus einer Hand umfasst. Der Anspruch war, kleinen Unternehmen eine umfassende Lösung zur Verfügung zu stellen, um sie auf Augenhöhe mit größeren Konkurrenten zu bringen. Investor Lars Hinrichs sprach sogar davon, dass Enfore das „zweite SAP“ werden könne.
Doch mittlerweile ist die Realität eine andere. Nach Informationen der WirtschaftsWoche hat die NumberFour AG einen Insolvenzantrag gestellt. Das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg ernannte den Juristen Björn Gehde zum vorläufigen Insolvenzverwalter. Weder Börries noch Gehde wollten sich dazu äußern, und auch Enfore war telefonisch nicht erreichbar.
Schon zuvor gab es Berichte über finanzielle Probleme bei Enfore. Im Juli meldete das Manager Magazin, dass es bei dem Unternehmen zu ausstehenden Gehaltszahlungen und Entlassungen gekommen sei. Börries wollte sich damals nicht konkret dazu äußern, erklärte aber, dass gerade eine Zwischenfinanzierung abgeschlossen worden sei und die finanzielle Lage des Unternehmens „relativ stabil“ sei – auch wenn es immer wieder „Schwankungen“ gegeben habe.
Mit der Insolvenz scheint die Vision eines „zweiten SAP“ in weite Ferne gerückt. Die Zukunft von Enfore ist ungewiss, und es bleibt abzuwarten, ob und wie das Unternehmen weitergeführt werden kann. Der einstige Hoffnungsträger der deutschen Tech-Szene steht nun vor einer unklaren Zukunft.