So 3. Nov. 2024

Thrasio, einst als heißeste Wette im E-Commerce gefeiert, hat nun Insolvenz nach Chapter 11 des amerikanischen Insolvenzrechts angemeldet, um finanzielle Schwierigkeiten zu bewältigen. Die deutsche Homepage des Unternehmens, das sich selbst als Lieferanten der weltweit beliebtesten Produkte präsentiert, spiegelt nun möglicherweise eine bescheidenere Realität wider.

Ursprünglich sammelte Thrasio Milliarden von Investitionen ein und galt als Wachstumsstar, der kleine Amazon-Händler aufkaufte und weiterentwickelte. Das Geschäftsmodell konzentrierte sich darauf, erfolgreiche Amazon-Fulfillment-by-Amazon (FBA)-Verkäufer zu übernehmen und deren Marken in die eigene Konsumgüterplattform zu integrieren. Dies sollte zu schnellerem Wachstum und höheren Erträgen führen.

Die Insolvenzanmeldung ist Teil einer Vereinbarung mit Kreditgebern, die frisches Kapital bereitstellen und Schulden in Höhe von 495 Millionen Dollar abbauen werden. Greg Greeley, CEO von Thrasio, äußerte sich optimistisch über eine gestärkte Bilanz und die Fähigkeit, die Marken des Unternehmens besser zu unterstützen.

Bis vor Kurzem galt Thrasio als eine der heißesten Wetten im E-Commerce, hatte Dutzende Amazon-Anbieter aufgekauft und wurde als „Jäger der Amazon-Marken“ gefeiert. Doch der Hype endete, und der Onlinehandelsboom scheint zumindest in Deutschland vorerst vorbei zu sein. Die E-Commerce-Marktstudie 2023 des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI zeigt, dass die 1000 umsatzstärksten Onlineshops im letzten Jahr erstmals seit 2008 einen Umsatzrückgang verzeichneten. Der Forschungsbereichsleiter für E-Commerce, Lars Hofacker, prognostiziert eine Fortsetzung dieses Trends im aktuellen Jahr.

Auch in den USA ist das E-Commerce-Wachstum eingebrochen, und die von Thrasio versprochenen Synergien bleiben aus. Der einstige Wachstumsstar steht vor Herausforderungen in einem sich verändernden Marktumfeld, das möglicherweise die einst glorreiche Vision des Unternehmens getrübt hat.

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