Das Hamburger Unternehmen HH2E, Vorreiter in der Wasserstofftechnologie, steht vor einer ernsthaften Herausforderung. Geplante Wasserstoffwerke, darunter große Projekte in Ostdeutschland, sind aufgrund finanzieller Probleme des Start-ups in Gefahr. Trotz ambitionierter Ziele und zukunftsweisender Investitionen musste HH2E kürzlich Insolvenz in Eigenverwaltung beantragen. Diese Entscheidung fiel, nachdem der Großaktionär Foresight Group überraschend die Finanzierung für ein wichtiges Projekt zurückzog. Was bedeutet das nun für die geplanten Werke und die betroffenen Standorte?
In den letzten Jahren hat HH2E umfassende Pläne für die Produktion von grünem Wasserstoff entwickelt, darunter Projekte für den Leipziger Flughafen und eine große Anlage am Ostseehafen Lubmin. Die Anlage in Lubmin sollte bereits ab 2026 jährlich 6.000 Tonnen Wasserstoff produzieren und bis 2030 auf eine Kapazität von 60.000 Tonnen ausgebaut werden. Solche Projekte waren zentral für die Strategie des Unternehmens, das seit seiner Gründung 2021 auf Elektrolyseverfahren setzt, um Wasserstoff mithilfe erneuerbarer Energien wie Wind- und Solarenergie herzustellen.
Das Rückgrat der geplanten Expansion war die Investition der Foresight Group, die im Mai 2023 Mehrheitsaktionär von HH2E wurde und eine Schlüsselrolle bei der Finanzierung der ersten großen Produktionsstätte einnehmen sollte. Nur einen Tag vor der Insolvenzerklärung informierte Foresight jedoch HH2E, dass der interne Investitionsausschuss die Finanzierung doch nicht genehmigen würde. Dieser abrupte Rückzug zwang HH2E zur Insolvenz, da wichtige Zahlungen ausblieben.
Während die Insolvenz die Gesamtstruktur und Projekte von HH2E gefährdet, ist das Werk in Borna zumindest teilweise geschützt. Die HH2E-Tochtergesellschaft in Borna, die auf dem ehemaligen Kraftwerksgelände in Thierbach etwa 150 Arbeitsplätze schaffen wollte, ist laut Geschäftsführer Hanno Balzer direkt nicht betroffen. Dennoch bleibt das Vorhaben aufgrund der Abhängigkeit von der Muttergesellschaft in Hamburg ebenfalls auf wackeligen Beinen.
Ein weiteres geplantes Projekt in Berlin, das auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel ab 2027 Wasserstoff für das Fernwärmenetz produzieren sollte, steht nun ebenfalls zur Disposition. In Zusammenarbeit mit dem Berliner Senat sollte hier eine Versorgung von 30 Prozent der an das Berliner Fernwärmenetz angeschlossenen Haushalte sichergestellt und 120 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
Ob HH2E durch die Eigenverwaltung eine Sanierung oder Übernahme erreichen kann, bleibt offen. Die Perspektiven für die deutsche Wasserstoffbranche erhalten durch diese Entwicklung jedoch einen Rückschlag.