Mo. 24. März. 2025

Die bekannte Wäschemarke Palmers steht vor einer ungewissen Zukunft, nachdem das Unternehmen Insolvenz angemeldet hat. Zwar sind die 35 Franchise-Filialen nicht direkt von der Pleite betroffen, doch ohne die Marke Palmers als Basis droht ihnen ebenfalls das Aus. In den gebrandeten Filialen wird ausschließlich das Palmers-Sortiment verkauft, sodass ein Fortbestand der Marke für die Franchise-Partner essenziell ist.

Viele Geschäftspartner sind verunsichert. Ein Franchisenehmer berichtet, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen derzeit geprüft werden, da unklar sei, ob weiterhin Waren geliefert werden und ob eingelöste Gutscheine noch erstattet werden können. In den vergangenen Tagen kam es zu Panikkäufen, da Kunden ihre zum Teil jahrzehntealten Gutscheine noch einlösen wollten.

Ein anderer Partner zieht Konsequenzen und hat beschlossen, den Vertrag zu kündigen. Aufgrund steigender Kosten und sinkender Einnahmen sei das Geschäft nicht mehr rentabel. Um profitabel zu bleiben, wäre eine Umsatzsteigerung von mindestens 20 Prozent erforderlich gewesen, was jedoch nicht realistisch sei, so der Händler.

Probleme der Vergangenheit und wirtschaftliche Herausforderungen

Palmers erlebte seine Glanzzeit in den 1990er-Jahren, doch wirtschaftliche Krisen setzten dem Unternehmen zu. Besonders die Corona-Pandemie führte zu starken Umsatzeinbußen. Zudem schadete der Skandal um falsch deklarierte Masken der Tochterfirma Hygiene Austria dem Ruf der Marke erheblich. Auch drastische Preiserhöhungen kamen bei Kunden nicht gut an. Franchisenehmer berichten, dass sie Preisschilder mehrfach mit höheren Preisen überkleben mussten, was für Unmut sorgte.

Immer wieder wechselten Verantwortliche und Unternehmensstrategien, was zu Verunsicherung führte. Besonders kritisch gesehen wird das Verhalten der bisherigen Miteigentümer, der Brüder Wieser. Sie sollen gut an Palmers verdient haben, bevor sie sich aufgrund hoher Schulden aus der Geschäftsführung zurückzogen.

Markenwert und Zukunftsperspektiven

Einst galt Palmers als Ikone der Wäschebranche, doch das Unternehmen hat mit einem veränderten Marktumfeld zu kämpfen. Experten sind sich einig, dass die Marke in die Jahre gekommen ist und den Anschluss an jüngere Zielgruppen verloren hat. Während der Wettbewerb günstige Alternativen bietet, sind Palmers-Produkte für viele jüngere Kunden schlicht zu teuer.

Zudem sind die Standorte der Filialen finanziell eine Herausforderung. Durch mehrere Eigentümerwechsel sind die Mietpreise stark gestiegen, während Palmers selbst offenbar nicht das Recht hat, seine Geschäfte unterzuvermieten.

Mögliche Investoren und Zukunftspläne

Strategische Investoren, die sich das Unternehmen genauer angesehen haben, halten sich bislang zurück. Ein potenzieller Geldgeber soll sich aufgrund der hohen Verschuldung und des Verkaufs wertvoller Unternehmensgüter gegen eine Beteiligung entschieden haben. Auch frühere Marketingstrategien, die sich stark an gesellschaftlichen Trends orientierten, sollen Stammkunden verschreckt haben.

Palmers hatte ursprünglich geplant, ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung zu beantragen, doch offenbar gab es Bemühungen, durch frische Investoren Zeit zu gewinnen. Dabei sollen insbesondere Kontakte in die Türkei eine Rolle gespielt haben. Dort gibt es zahlreiche finanzstarke Textilhändler, die an einer Expansion nach Europa interessiert sind, auch wenn deren Spezialisierung weniger auf Spitzenunterwäsche als auf Baumwoll- und Frottierwaren liegt.

Ein mögliches Szenario ist, dass die Brüder Wieser ihre Anteile abgeben und Mitgesellschafter Matvei Hutmann die Kontrolle übernimmt – mit oder ohne neue Investoren. Hutmann, der in der Vergangenheit im Immobiliensektor tätig war, soll 60 Millionen Euro für seinen Einstieg bei Palmers gezahlt haben. Doch das investierte Kapital scheint weitgehend verloren zu sein.

Dringende Restrukturierungsmaßnahmen notwendig

Die finanziellen Probleme sind gravierend: Palmers hat Schulden von 51 Millionen Euro, bei einem Vermögen von lediglich 11,5 Millionen Euro. Ein staatlich abgesicherter Kredit wirft zudem Fragen zur Vergabe von finanziellen Hilfen auf. Branchenkenner betonen, dass eine Rettung des Unternehmens nur mit tiefgreifenden Einschnitten möglich sei.

Palmers hatte bereits in der Vergangenheit mit Preis- und Leistungsschwierigkeiten zu kämpfen. Im internationalen Vergleich sind die Bestellmengen des Unternehmens gering, was die Einkaufskonditionen verschlechtert. Während große Konkurrenten Massenbestellungen aufgeben, bestellt Palmers oft nur in Stückzahlen, die anderswo als Muster dienen.

Ob Palmers eine Zukunft hat, hängt nun davon ab, ob sich Investoren finden und eine grundlegende Neuausrichtung gelingt. Ohne frisches Kapital und eine klare Strategie dürfte die Lage für das Traditionsunternehmen jedoch weiterhin kritisch bleiben.

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