Das Bremerhavener Traditionsunternehmen Abelmann steckt in einer schweren Krise. Mehrere Gesellschaften der Gruppe haben beim Amtsgericht Insolvenz beantragt. Betroffen sind unter anderem die Abelmann Fischfeinkost GmbH sowie weitere Tochterfirmen.
Der Auslöser für die Entwicklung war ein Produktrückruf im Sommer, bei dem belastete Heringsartikel vom Markt genommen werden mussten. Dieser Schritt führte zu erheblichen Umsatzeinbußen, die sich mit dem ohnehin schwierigen Marktumfeld zu einer existenzbedrohenden Situation summierten. Besonders problematisch war der Stillstand bei der Herstellung von „Hering in Gelee“, einem Kernprodukt mit hoher Nachfrage bei älteren Konsumenten. Obwohl bislang nur ein Krankheitsfall bekannt ist, gilt gerade diese Kundengruppe als besonders anfällig für Infektionen.
Von den insgesamt rund 160 Beschäftigten der Abelmann-Gruppe sind aktuell 106 Arbeitsplätze direkt vom Insolvenzantrag betroffen. Die Löhne dieser Mitarbeiter werden für drei Monate über die Arbeitsagentur gesichert. Für die Zeit danach ist die Perspektive unklar. Parallel bemüht sich die Geschäftsführung um eine Lösung, nachdem bereits ein Kreditgesuch bei einer Bank abgelehnt wurde.
Auch wenn das Unternehmen gegen Schäden dieser Art versichert ist, steht die Regulierung der Forderung in Höhe von etwa 1,4 Millionen Euro noch aus. Ob die Versicherung zahlt, bleibt offen – ein möglicher Rechtsstreit würde zusätzliche Rücklagen erfordern, die momentan nicht vorhanden sind. Neben den finanziellen Verlusten wiegt der Reputationsschaden besonders schwer, da er das Vertrauen in die Marke Abelmann nachhaltig belastet.
Trotz der Krise läuft der Verkauf in den eigenen Geschäften in Bremerhaven und Oldenburg weiter. Diese Filialen werden aus separaten Produktionsstätten beliefert und sind nicht von den Rückrufen betroffen. Darüber hinaus bleibt Abelmann ein wichtiger Lieferant für den Lebensmitteleinzelhandel und die Gastronomie, wo die Firma auch Produkte unter Handelsmarken großer Ketten herstellt.