Mi. 12. Nov.. 2025

Die Mannheimer Traditionsbrauerei Eichbaum steht unter Insolvenzschutz und versucht, den Betrieb im Rahmen einer Eigenverwaltung zu stabilisieren. Nach Informationen aus Unternehmenskreisen wurde die Belegschaft über die angespannte Lage informiert. Etwa 300 Mitarbeiter sind von der Insolvenz betroffen und hoffen auf eine Zukunft für den Standort.

Die wirtschaftliche Krise der Brauerei hat sich über längere Zeit entwickelt. Fehlende Investitionen und umstrittene Entscheidungen der Geschäftsführung haben das Unternehmen in eine schwierige Lage gebracht. Der jüngste Verkauf der bekannten Marke Karamalz an die Brauerei Veltins brachte zwar dringend benötigte Liquidität, reichte jedoch nicht aus, um die finanziellen Probleme nachhaltig zu lösen. Branchenkenner sprechen von einem zu spät eingeleiteten Rettungsversuch.

Besonders enttäuschend empfanden viele Beschäftigte das Verhalten der Unternehmensleitung. Bei einer internen Versammlung blieben sowohl Inhaber Andreas Hiby-Durst als auch Technikchef Markus Lopsien der Belegschaft fern. Diese Abwesenheit sorgte für Unverständnis und ließ viele Fragen offen.

Trotz der schwierigen Lage zeigen sich Betriebsrat und Gewerkschaft entschlossen, den Standort zu erhalten. Betriebsratsvorsitzender Georg Dohr betonte gegenüber dem SWR, dass es realistische Chancen für eine Sanierung gebe. Unterstützung erhält die Belegschaft von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), die eine offene Kommunikation und ein gemeinsames Vorgehen fordert. Laut NGG müsse die Sicherung der Arbeitsplätze oberste Priorität haben, während einseitige Entscheidungen auf Kosten der Beschäftigten inakzeptabel seien.

Für zusätzliche Kritik sorgte in den vergangenen Monaten das Russland-Geschäft der Brauerei. Während viele deutsche Unternehmen ihre Aktivitäten nach Beginn des Krieges einstellten, belieferte Eichbaum den russischen Markt weiter. Erst die verschärften Einfuhrbeschränkungen führten zu einem deutlichen Rückgang dieser umstrittenen Exporte.

Wie es für die Brauerei weitergeht, ist derzeit unklar. Die Eigenverwaltung bietet die Möglichkeit, das Unternehmen unter gerichtlicher Aufsicht selbst zu sanieren. Ob der Neustart gelingt, hängt von der Kooperation zwischen Belegschaft, Gläubigern und möglichen Investoren ab. In Mannheim wird nun darauf gehofft, dass die jahrhundertealte Brautradition erhalten bleibt.

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