In Bad Gottleuba steht ein traditionsreicher Hersteller von Ordnern und Büroartikeln vor einer ungewissen Zukunft. Das Familienunternehmen Kolibri, das seit 1937 besteht, befindet sich seit Anfang September in einem Verfahren der Eigenverwaltung. Ziel ist es, den Betrieb trotz sinkender Nachfrage und steigender Kosten zu stabilisieren.
Bereits seit dem Sommer wurde Insolvenzgeld gezahlt, nun muss die Firma wieder alle Ausgaben selbst erwirtschaften. Von den insgesamt 29 Beschäftigten sind zwei bereits entlassen, acht weitere sollen bis Ende des Jahres folgen. Ein zusätzlicher Mitarbeiter hat das Unternehmen über einen Aufhebungsvertrag verlassen.
Die Schwierigkeiten haben zwei zentrale Ursachen. Zum einen setzt die Digitalisierung der Branche stark zu: Immer weniger Akten werden klassisch in Ordnern abgelegt, wodurch die Nachfrage kontinuierlich zurückgeht. Branchenweit sinken die Umsätze jährlich um rund zehn Prozent. Zum anderen bremsen verspätete und knapper werdende Haushaltsbeschlüsse von Bund, Ländern und Kommunen das Geschäft. Öffentliche Einrichtungen zählen zu den Hauptkunden, doch fehlende Budgets führen zu zurückgehenden Aufträgen.
Kolibri produziert zwar weiterhin in Bad Gottleuba, doch die Marke selbst tritt immer mehr in den Hintergrund. Stattdessen fertigt man zunehmend für andere bekannte Namen wie Soennecken. Zwar konnte sich die Firma lange Zeit durch Kredite über Wasser halten, doch mittlerweile steigen die Kosten schneller als die Einnahmen.
Bis Ende November muss das Unternehmen zeigen, dass es kostendeckend arbeiten kann. Dann entscheidet die Gläubigerversammlung über die Zukunft des Betriebs. Der eingesetzte Sachwalter betont, dass das Ziel klar sei: Die Fortführung und Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit.
Auch die Stadt hofft auf einen positiven Ausgang. Bürgermeister Thomas Peters erklärte, der Betrieb sei eng mit der Geschichte des Ortes verbunden. Ein Scheitern wäre für Bad Gottleuba ein großer Verlust.
Kolibri wird mittlerweile in dritter Generation geführt. Geschäftsführer Holger Scholz verzichtet derzeit auf öffentliche Stellungnahmen, während Belegschaft und Stadt auf eine Rettung hoffen.