Mi. 22. Jan.. 2025

Die wirtschaftlichen Probleme des Hamburger Schuhhändlers Görtz haben eine neue Eskalationsstufe erreicht. Bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre musste das Unternehmen Insolvenz anmelden. Dieses Mal waren es nicht die Verantwortlichen von Görtz selbst, die den Antrag stellten, sondern mehrere Gläubiger, die offene Forderungen geltend machten. Das zuständige Amtsgericht in Hamburg setzte den Anwalt Gideon Böhm als vorläufigen Insolvenzverwalter ein, der nun jede geschäftliche Entscheidung des Unternehmens genehmigen muss.

Besonders belastend für das Unternehmen sind hohe Mietrückstände, die in mehreren Hamburger Filialen zu Räumungsklagen führten. Einige Standorte, darunter die Filiale im Einkaufszentrum CCB Bergedorf, wurden bereits geschlossen. Im Alstertal-Einkaufszentrum Poppenbüttel steht eine Zwangsräumung bevor. Die dortigen Mietschulden belaufen sich auf über 700.000 Euro, ein weiterer schwerer Schlag für das angeschlagene Unternehmen.

Der Niedergang von Görtz zeichnet sich schon seit Jahren ab. Von den ursprünglich 160 Filialen in Deutschland und Österreich sind heute nur noch etwa 30 übrig. Der Personalbestand ist drastisch geschrumpft, genaue Zahlen über die verbleibenden Mitarbeiter gibt es nicht. Die Übernahme durch den Investor Bolko Kissling im Jahr 2023, die ursprünglich als Rettung gefeiert wurde, brachte nicht die erhoffte Stabilität. Maßnahmen wie die Einführung einer neuen Modelinie und die Umgestaltung der Filialen konnten den Abwärtstrend nicht stoppen.

Bereits 2023 kam es zu öffentlichkeitswirksamen Vorfällen, als Gerichtsvollzieher Waren aus den Geschäften abholten und Lieferanten ihre Partnerschaften einstellten. Die Finanzlage verschlechterte sich trotz aller Bemühungen weiter, und der geplante Jahresumsatz von 70 Millionen Euro, mit dem die Gewinnzone erreicht werden sollte, blieb unerreichbar.

Die Situation von Görtz steht exemplarisch für die Herausforderungen, denen der stationäre Einzelhandel in Deutschland gegenübersteht. Steigende Betriebskosten, eine sinkende Konsumneigung und wachsende bürokratische Hürden setzen vielen Unternehmen zu. Gleichzeitig tragen die Folgen einer unsicheren Wirtschaftspolitik zur Verunsicherung der Verbraucher bei.

Ob Görtz eine weitere Rettung gelingt, bleibt ungewiss. Investoren könnten in den nächsten Wochen eine entscheidende Rolle spielen. Falls keine Lösung gefunden wird, drohen weitere Schließungen und möglicherweise das endgültige Aus für das fast 150 Jahre alte Traditionsunternehmen.

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