Sa. 18. Jan.. 2025

Der Flugtaxi-Hersteller Volocopter aus Bruchsal hat Insolvenz angemeldet und sieht sich mit einer ungewissen Zukunft konfrontiert. Rund 500 Beschäftigte sind betroffen, deren Gehälter vorerst durch Insolvenzgeld gesichert sind. Der Betrieb läuft zunächst weiter, wie sowohl die Personalchefin Lucie Prinz als auch der vorläufige Insolvenzverwalter Tobias Wahl bestätigten. Letzterer plant, bis Ende Februar ein Sanierungskonzept zu entwickeln und Investoren zu gewinnen, um die letzten Schritte zum Markteintritt zu ermöglichen.

Volocopter arbeitet seit 2011 an elektrisch betriebenen Senkrechtstartern, doch die Zulassung durch die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) steht noch aus. Die ursprünglich für die Olympischen Spiele in Paris geplante Einführung beschränkte sich auf Demonstrationsflüge. CEO Dirk Hoke zeigte sich dennoch optimistisch und betonte die Unterstützung aktueller Investoren sowie neue Verhandlungen mit weiteren Bundesländern.

Experten bewerten die Situation unterschiedlich. Der Luftfahrt-Experte Heinrich Großbongardt äußerte Zweifel an einer Last-Minute-Rettung. Die Entwicklungskosten und langwierigen Zulassungsverfahren hätten viele Investoren abgeschreckt. Zudem sei der aktuell entwickelte Zweisitzer wirtschaftlich kaum tragfähig – Flugtaxis bräuchten mindestens fünf Sitze, um profitabel zu sein. Auch das Konkurrenzunternehmen Lilium konnte sich kürzlich nur durch eine kurzfristige Investorenzusage retten.

Optimistischer blickt Anna Straubinger vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) auf Volocopter. Sie betont die technologische Führungsposition des Unternehmens im globalen Vergleich, sofern rechtzeitig risikobereite Geldgeber gefunden werden. Straubinger sieht jedoch auch Herausforderungen, insbesondere in Deutschland: Die geringe Zeitersparnis, hohe Betriebskosten und begrenzte Zielgruppe erschweren den Marktstart.

Die Akzeptanz für Flugtaxis ist hierzulande deutlich geringer als in anderen Ländern, wo staatliche Unterstützung wie in den USA oder China oft entscheidend ist. So konnte beispielsweise Archer Aviation durch Kapitalerhöhungen und Regierungsaufträge Millionen investieren. In Deutschland jedoch scheiterten sowohl Volocopter als auch Lilium mit der Bitte um staatliche Fördermittel.

Ob Volocopter die Krise meistert, bleibt offen. Die Insolvenz könnte eine Chance sein, die Strukturen des Unternehmens zu reorganisieren und neue Finanzierungsmodelle zu erschließen. Der Ausgang wird nicht nur für Volocopter, sondern für die gesamte Flugtaxi-Branche richtungsweisend sein.

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