Ein schwerer Hackerangriff hat das Unternehmen Einhaus aus Hamm in die Insolvenz getrieben. Der einst erfolgreiche Anbieter für Handyversicherungen mit rund 70 Millionen Euro Jahresumsatz wurde im Frühjahr 2023 von der international agierenden Ransomware-Gruppe „Royal“ attackiert. Die Angreifer legten sämtliche Systeme lahm, verschlüsselten Daten und verhinderten so den Zugriff auf Verträge, Abrechnungen und interne Kommunikation. In der Folge brach der operative Betrieb zusammen.

Trotz Zahlung eines Lösegelds in Höhe von etwa 200.000 Euro in Bitcoin erhielten die Verantwortlichen keinen Zugang zu ihren Daten zurück. Der wirtschaftliche Schaden lag im mittleren siebenstelligen Bereich. Zahlreiche Prozesse mussten manuell abgewickelt werden, wodurch weitere finanzielle Einbußen entstanden. Ausdrucke auf allen Druckern des Unternehmens machten die Mitarbeiter auf den Angriff aufmerksam – ein unmissverständliches Zeichen dafür, dass sämtliche Systeme kompromittiert worden waren.

Die Folgen für die Einhaus-Gruppe waren dramatisch: Innerhalb weniger Monate wurde der Großteil der Belegschaft entlassen, lediglich acht Angestellte verblieben. Betriebsimmobilien wurden verkauft, um kurzfristig Kapital freizusetzen. Für drei verbundene Unternehmen wurde das Insolvenzverfahren eröffnet, ein weiteres konnte mangels Masse nicht einmal diesen Schritt gehen.

Im Zuge internationaler Ermittlungen, an denen unter anderem Europol und das FBI beteiligt waren, konnten Vermögenswerte der Hacker beschlagnahmt werden – darunter auch Kryptowährungen, die mutmaßlich aus den Erpressungen stammten. Obwohl die Einhaus-Gruppe ihre Ansprüche geltend machte, wurden die Gelder bislang nicht zurückgezahlt. Die Behörden begründeten dies mit möglichen konkurrierenden Forderungen anderer Geschädigter.

Trotz der massiven Rückschläge denkt Gründer Wilhelm Einhaus nicht ans Aufgeben. Gemeinsam mit neuen Partnern wird ein Neustart geplant, der auf einem veränderten Geschäftsmodell basieren soll. Der Fall gilt inzwischen als mahnendes Beispiel für viele mittelständische Unternehmen: Wer nicht rechtzeitig in Cybersicherheit, funktionierende Back-up-Strategien und Krisenmanagement investiert, riskiert im Ernstfall die komplette Existenz. Einhaus zeigt eindrucksvoll, wie schnell ein wirtschaftlich stabiles Unternehmen durch einen gezielten Angriff ins Straucheln geraten kann.

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