Fr. 2. Mai. 2025

Das norddeutsche Technologieunternehmen CustomCells hat Insolvenz angemeldet. Am 29. April ordnete das Amtsgericht Kiel ein vorläufiges Insolvenzverfahren für die CustomCells Itzehoe GmbH an – auch der zweite Standort in Tübingen ist betroffen. Das Unternehmen, das sich auf die Entwicklung und Produktion hochspezialisierter Lithium-Ionen-Zellen für Luftfahrt und Fahrzeugindustrie spezialisiert hat, geriet durch die Pleite seines Hauptkunden Lilium in finanzielle Not.

Lilium, einst Hoffnungsträger der Flugtaxi-Branche, konnte offene Zahlungen in Millionenhöhe nicht begleichen. Diese ausstehenden Forderungen waren laut CustomCells nicht länger tragbar. Trotz intensiver Bemühungen gelang es nicht, in kurzer Zeit neue Investoren zu gewinnen oder Unterstützung von öffentlichen Stellen zu erhalten. Auch eine zwischenzeitliche Beteiligung an der neu gegründeten Lilium-Holding brachte keinen Ausgleich – die Holding musste ebenfalls Insolvenz anmelden.

Wie CEO Dirk Abendroth mitteilte, sei die Entscheidung zur Insolvenz trotz stabiler Geschäftszahlen und wachsendem Umsatz notwendig gewesen, da externe Entwicklungen das Unternehmen stark beeinträchtigt hätten. Zuletzt sei sogar eine neue Finanzierungsrunde geplant gewesen, doch kurz vor Abschluss zogen sich mehrere Investoren zurück.

CustomCells erzielte 2022 einen Umsatz im zweistelligen Millionenbereich und konnte nach eigenen Angaben die Erlöse seit 2019 verdreifachen. Dennoch fehlte es am Ende an liquiden Mitteln, um den laufenden Betrieb aufrechtzuerhalten. Eine kurzfristige Überbrückungsfinanzierung durch bestehende Investoren im einstelligen Millionenbereich reicht nicht aus, um das Unternehmen langfristig zu stabilisieren.

Die Dachgesellschaft von CustomCells, unter der auch Beteiligungen wie die an E-Lyte gebündelt sind, ist von der Insolvenz nicht direkt betroffen. Ein bedeutendes Projekt – ein geplanter US-Standort für Batteriematerialien im Wert von mehreren Hundert Millionen Dollar – steht nun ebenfalls auf der Kippe.

CustomCells wurde 2012 als Ausgründung der Fraunhofer-Gesellschaft gegründet. Zu den bisherigen Partnern gehörten unter anderem Porsche, Vaeridion und Group14. In der Branche galt das Unternehmen lange als innovativer Vorreiter mit internationalem Potenzial.

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