Nach mehr als einem Jahrhundert Firmengeschichte steht die Bäckerei Hansen Mürwick aus dem Raum Flensburg vor erheblichen finanziellen Schwierigkeiten. Das Unternehmen hat Insolvenz angemeldet, führt den Geschäftsbetrieb jedoch weiterhin ohne Einschränkungen fort.
Die Bäckerei mit elf Standorten in Flensburg und umliegenden Orten geriet vor allem durch umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen sowie deutlich gestiegene Kosten für Energie und Personal unter wirtschaftlichen Druck. Laut dem vorläufigen Insolvenzverwalter Arno Doebert habe diese Kombination die finanziellen Reserven aufgebraucht. Das Unternehmen wurde erst im Sommer 2024 von Hakan Çolak übernommen und galt in der Region lange als verlässlicher Versorger mit traditionellen Wurzeln.
Trotz der aktuellen Lage sollen alle Filialen geöffnet bleiben. Der Insolvenzverwalter betont, dass die operative Ausrichtung grundsätzlich funktioniere und man deshalb aktiv nach neuen Kapitalgebern suche. Vorrangiges Ziel sei es, Stabilität zu schaffen und die Zukunft des Betriebs zu sichern. Die Löhne der rund 145 Beschäftigten sind durch das Insolvenzgeld bis Januar 2026 garantiert, sodass für die Mitarbeiter zunächst keine unmittelbaren Ausfälle drohen.
Nach Einschätzung Doeberts bestehen realistische Chancen, den Betrieb langfristig zu erhalten. Die strukturellen Probleme lägen weniger an äußeren Rahmenbedingungen, sondern vielmehr an unternehmerischen Entscheidungen der vergangenen Jahre.
Die wirtschaftliche Situation in der norddeutschen Bäckerbranche sorgt bereits seit einiger Zeit für Aufmerksamkeit, da kurz zuvor ein weiterer Traditionsbetrieb der Region Insolvenz angemeldet hatte. Die Landesinnung der Bäcker- und Konditoreivereinigung Nord sieht darin jedoch keinen übergeordneten Trend. Vielmehr handle es sich um individuelle Fehlentwicklungen innerhalb der betroffenen Betriebe, wie Innungschef Dirk Baumgarten erklärte.