Der Berliner Szene-Club Schwuz, einst Symbol für queere Sichtbarkeit und kulturelle Vielfalt, steht kurz vor dem wirtschaftlichen Aus. Trotz seiner langen Geschichte und einstigen Strahlkraft als Institution innerhalb der LGBTQ-Community musste der Betrieb Insolvenz anmelden. Der Club will zwar vorerst weitermachen, doch hinter der geplanten Eigenverwaltung steht eine grundlegende Frage: Hat sich das Schwuz wirtschaftlich selbst entkernt – durch ideologischen Aktivismus auf Kosten unternehmerischer Vernunft?
Kritiker werfen dem Club schon länger vor, sich zu sehr auf politische Botschaften und „woke“ Inszenierungen konzentriert zu haben, während betriebswirtschaftliche Realitäten vernachlässigt wurden. Events mit starkem Aktivismus-Fokus, eine auffällig politische Außendarstellung und zunehmend ausschließende Diskurse sollen viele frühere Gäste abgeschreckt haben. Statt breitem Publikum und kulturellem Spagat verengte sich das Programm auf eine zunehmend ideologisch geprägte Nische.
Die wirtschaftlichen Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: massive Umsatzrückgänge, strukturelle Schwächen in der Organisation und ein nicht funktionierendes Krisenmanagement führten letztlich zu einem Fehlbetrag von monatlich bis zu 60.000 Euro. Der Versuch, diese Entwicklung durch Personalabbau, eingeschränkte Öffnungszeiten und Crowdfunding zu kompensieren, blieb erfolglos. Besonders das gescheiterte Fundraising – kaum ein Bruchteil der anvisierten 150.000 Euro kam zusammen – zeigt, dass auch innerhalb der Community das Vertrauen offenbar gesunken ist.
Das Schlagwort „Go woke, go broke“ beschreibt eine Entwicklung, die sich auch hier zu bestätigen scheint: Wenn Unternehmen oder Kultureinrichtungen sich zu stark ideologisch positionieren und dabei wirtschaftliche Grundlagen aus den Augen verlieren, droht der Absturz. Sichtbarkeit und gesellschaftliche Verantwortung sind wichtig – doch sie ersetzen keine solide Unternehmensführung.
Der Fall Schwuz ist deshalb mehr als nur ein Einzelfall in der Berliner Clublandschaft. Er steht exemplarisch für die Risiken, wenn kulturelle Einrichtungen sich zu sehr auf politische Symbolik konzentrieren und dabei den ökonomischen Boden verlieren. Ob der Club in neuer Form überleben kann, hängt nun davon ab, ob er es schafft, seine Ausrichtung zu überdenken – und künftig wieder breiter, offener und wirtschaftlich tragfähiger zu agieren.