Die traditionsreiche Spinnerei Neuhof, deren markantes Ziegelstein-Gebäude über 125 Jahre die Textilindustrie in Hof prägte, steht vor dem endgültigen Aus. Durch die Herstellung synthetischer Garne und Zwirne für Branchen wie die Automobil- und Bekleidungsindustrie spielte das Unternehmen lange eine bedeutende Rolle in der regionalen Wirtschaft. Doch nun besiegelt die Insolvenz das Ende einer Ära, die Stadt Hof und die Textilbranche sind tief erschüttert.
Bereits vorab hatte die Stadtverwaltung von Hof von den finanziellen Schwierigkeiten der Spinnerei erfahren, doch die endgültige Nachricht der Insolvenz sorgt dennoch für Entsetzen. „Die Schließung eines so traditionsreichen Unternehmens ist ein harter Schlag für unsere Region“, kommentierte die Verwaltung. Die Spinnerei war nicht nur ein wirtschaftlicher Motor, sondern auch ein Symbol für Hofs Identität als Textilstandort. Die Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft sind beträchtlich, und die Arbeitsplätze vieler Menschen sind bedroht.
Im Mai 2023 stellte die Spinnerei Neuhof einen Antrag auf Eigenverwaltung, in der Hoffnung, sich unter neuem Namen und mit frischer Führung zu sanieren. Das Amtsgericht Hof ernannte Rechtsanwalt Gunter Neef zum Sachverwalter, und im September 2023 wurde das Verfahren offiziell eröffnet. Zwar startete die Spinnerei im November des Vorjahres einen letzten Versuch mit dem neuen Firmennamen „Die Spinnerei Neuhof GmbH & Co. KG“, doch nach einem Jahr war klar, dass die Krise nicht zu bewältigen ist.
Die Probleme des Unternehmens reichen jedoch weit zurück. Schon seit 2016 befand sich die Spinnerei in einem umfassenden Restrukturierungsprozess. Der Kauf der Färberei Oberfranken stellte sich als schwerwiegender finanzieller Fehler heraus, der das Unternehmen stark belastete. Ungünstige Verträge, insbesondere mit italienischen Kunden, verschärften die Situation zusätzlich.
Die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg trugen ebenfalls zur endgültigen Krise bei. Steigende Energiekosten und der Verlust des größten Kunden im Heimtextilien-Segment machten es der Spinnerei unmöglich, sich zu erholen. Trotz staatlicher Unterstützung in Höhe von 356.000 Euro im Jahr 2021 war die Insolvenz letztlich unvermeidbar.
Mit dem endgültigen Aus der Spinnerei Neuhof verliert Hof nicht nur einen Arbeitgeber, sondern auch ein Stück regionaler Identität. Die Stadt steht nun vor der Herausforderung, den wirtschaftlichen Verlust zu verkraften.