Sa 21. Dez. 2024

Die deutsche Solarindustrie steht unter starkem Druck, da ein weiteres Unternehmen Insolvenz anmelden musste. Die ESS Kempfle, ein etabliertes Solarfirma aus Leipheim in Bayern, hat am 13. August 2024 ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beim Amtsgericht Günzburg eingereicht. Hauptursache sind die dramatischen Marktverwerfungen in der Branche, die vor allem durch Preisdumping chinesischer Anbieter ausgelöst wurden. Diese Entwicklung hat bereits mehrere Unternehmen in Schwierigkeiten gebracht, darunter Solarnative GmbH und Eigensonne aus Berlin.

ESS Kempfle, seit 15 Jahren im Geschäft und hauptsächlich in Süddeutschland tätig, sah sich aufgrund des Preisverfalls und der Baukrise gezwungen, drastische Maßnahmen zu ergreifen. Der Firmenchef Wolfgang Kempfle erklärte, dass die Preise für Solaranlagen im letzten Jahr um 25 % gesunken sind, während sich die Zahl der Anbieter vervierfacht hat. Ursprünglich plante das Unternehmen einen Umsatz von 50 Millionen Euro bei der Installation von 1500 Anlagen im Jahr 2024. Nun wird nur noch ein Umsatz von 20 Millionen Euro erwartet. Um die finanziellen Schwierigkeiten zu bewältigen, wurden die Mitarbeiterzahlen bereits von 200 auf 140 Vollzeitstellen reduziert.

Trotz der Insolvenz sind die Gehälter der verbleibenden Mitarbeiter durch die Bundesagentur für Arbeit gesichert. Gleichzeitig führt ESS Kempfle Verhandlungen mit einem potenziellen Investor, der eine Beteiligung anstrebt. Eine mündliche Zusage liegt bereits vor, und die Verhandlungen befinden sich in der Endphase. Wolfgang Kempfle versichert, dass Kunden ihre bestellten Solaranlagen weiterhin wie vereinbart erhalten werden.

Während die Solarbranche in Deutschland durch Preiskämpfe herausgefordert wird, wächst der Markt für Photovoltaikanlagen (PV) weiterhin stark. Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) berichtet, dass die neu installierte Leistung von Solarstromanlagen 2024 voraussichtlich im zweistelligen Prozentbereich steigen wird. Im vergangenen Jahr hat sich die Solarleistung in Deutschland mit 14,1 Gigawatt im Vergleich zu 2022 nahezu verdoppelt. Auch in den ersten vier Monaten 2024 stieg die installierte PV-Leistung auf Gewerbedächern um 81 % und auf Freiflächen um 74 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig betont, dass Solar- und Speichertechnik zunehmend zum Standard werden. Besonders Gewerbedächer und ertragsschwache Freiflächen profitieren von diesem Boom. Das von der Bundesregierung beschlossene Solarpaket wird voraussichtlich den Ausbau weiter beflügeln.

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