Der Chemiebetrieb Vynova in Wilhelmshaven steht vor einer ungewissen Zukunft. Das Unternehmen hat Insolvenz beantragt, womit ein zentraler Standort der PVC-Produktion in Deutschland akut gefährdet ist. Rund 350 Beschäftigte sind von der Entwicklung direkt betroffen.
Für die Belegschaft besteht zunächst eine gewisse finanzielle Sicherheit. Die Löhne und Gehälter sind über das Insolvenzgeld für mehrere Monate abgesichert. Wie es darüber hinaus weitergeht, ist derzeit offen. Die wirtschaftliche Lage des Unternehmens ist angespannt, was nach Angaben aus dem Umfeld des Betriebs vor allem auf eine schwache Nachfrage sowie dauerhaft hohe Energiepreise zurückzuführen ist.
Das zuständige Gericht hat eine vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet. Ein externer Verwalter wurde eingesetzt und hat bereits die Arbeit aufgenommen. Erste Gespräche mit der Geschäftsführung haben stattgefunden, um die aktuelle Situation zu bewerten und mögliche Perspektiven für den Standort zu prüfen. Ziel ist es, den Geschäftsbetrieb soweit möglich aufrechtzuerhalten und Optionen für eine langfristige Lösung auszuloten.
Auch aus der Politik kommt Rückhalt für den Standort Wilhelmshaven. Vertreter aus Landes- und Bundespolitik haben signalisiert, sich für den Erhalt der industriellen Arbeitsplätze einsetzen zu wollen. Angesichts der Bedeutung des Werkes für die Region und der allgemeinen Lage der Industrie wird betont, dass wirtschaftlich tragfähige Produktionsstandorte nicht leichtfertig aufgegeben werden dürfen.
Die Schwierigkeiten von Vynova sind kein Einzelfall. Die europäische PVC-Industrie befindet sich seit geraumer Zeit in einer strukturellen Krise. Neben den hohen Energiekosten belasten eine zurückhaltende Binnenkonjunktur sowie ein zunehmender Wettbewerbsdruck durch preisgünstige Importe den Markt.
Das Werk in Wilhelmshaven ist seit Anfang der 1980er-Jahre in Betrieb und zählt zu den bedeutenden Produktionsstätten für Suspensions-PVC in Europa. Die dort hergestellten Vorprodukte finden in zahlreichen Alltagsanwendungen Verwendung. Die Insolvenz betrifft ausschließlich die deutsche Gesellschaft. Andere Standorte der Unternehmensgruppe waren zuletzt ebenfalls von Einschnitten betroffen, was die angespannte Gesamtlage zusätzlich unterstreicht.