Ein weiterer Umwelttechnik-Anbieter gerät unter Druck: Die Wehrle-Werk AG hat beim Amtsgericht Freiburg Insolvenz beantragt. Damit wackelt der traditionsreiche Standort in Emmendingen, an dem rund 250 Arbeitsplätze hängen.
Das Unternehmen ist auf Anlagen zur Behandlung von Abwasser und Abfall spezialisiert. Dazu zählen Lösungen für die Reinigung industrieller Abwässer, die Rückgewinnung von Wertstoffen und die Erzeugung von Biogas. Ob diese Aktivitäten in der bisherigen Form fortgeführt werden können, entscheidet sich nun im Verfahren.
Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Gericht den Juristen Marc-Philippe Hornung (SZA Schilling, Zutt & Anschütz). Seine ersten Aufgaben: einen Überblick gewinnen, Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten informieren und den laufenden Betrieb stabilisieren. Zudem soll die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes organisiert werden.
Die finanzielle Schieflage hatte sich länger abgezeichnet. Im Geschäftsjahr 2022/23 standen 50 Millionen Euro Umsatz einem Minus von 17 Millionen Euro gegenüber. Belastend wirkten der Wegfall des Russland-Geschäfts (etwa fünf Prozent des Konzernumsatzes), zwei geplatzte Großaufträge sowie interne Probleme durch eine Softwareumstellung. Hinzu kam ein Hackerangriff.
Als Gegenmaßnahme holte das Unternehmen Ende 2024 den Restrukturierungsexperten Axel Buchholz in den Vorstand. Nach dem Ausscheiden von Heiner Steinberg führte Buchholz die Geschäfte allein – und entschied sich nun für den Insolvenzantrag. Er verwies auf die schwache Konjunktur, Verzögerungen in Projekten und stark schwankende Auftragseingänge.
Eine Rolle im Verfahren dürfte auch das Firmengelände spielen. Das Areal liegt citynah, grenzt an Einkaufsstraßen und wird dem Vernehmen nach nicht mehr vollständig genutzt. Welche Perspektiven sich daraus ergeben – etwa Verkauf, Teilverwertung oder eine industrielle Weiternutzung – ist offen.
Mit dem vorläufigen Verfahren beginnt die Suche nach einer tragfähigen Lösung: Fortführung, Sanierung mit Investor oder geordnete Verwertung. Für die Belegschaft geht es zunächst um Sicherheit und Lohnfortzahlung, für Kunden und Lieferanten um planbare Abwicklung laufender Projekte. Entscheidungen darüber werden in den kommenden Wochen erwartet.