Das traditionsreiche Stahl- und Hartgusswerk Bösdorf in Leipzig-Knautnaundorf steht unter Insolvenzschutz. Das zuständige Gericht hat Anfang September ein Verfahren in Eigenverwaltung eröffnet. Damit bleibt die Geschäftsführung zwar im Amt, jedoch begleitet ein Sachwalter alle wesentlichen Entscheidungen.

Weiterbetrieb unter Aufsicht

Der Produktionsstandort mit rund 250 Beschäftigten führt seine Arbeit vorerst fort. Das Unternehmen fertigt Spezialgussteile, die sowohl im internationalen Bahnverkehr als auch im Maschinenbau eingesetzt werden. Zu den Kunden zählen unter anderem Betreiber der Londoner U-Bahn und Hersteller von Kohlebaggern in Asien.

Eingebettet in größere Unternehmensgruppe

Die SHB GmbH, wie das Werk abgekürzt wird, gehört zur Dihag-Gruppe mit Sitz in Coswig. Dieser Verbund vereint mehrere Gießereien in Deutschland, Polen und Ungarn. Innerhalb des Konzerns spielt Leipzig eine wichtige Rolle als Standort mit einer langen technischen Tradition.

Historischer Hintergrund

Die Anfänge reichen bis ins späte 19. Jahrhundert zurück. Aus einem Stahlhandelsgeschäft entwickelte sich schrittweise ein Gießereibetrieb, der später nach Bösdorf umzog. Während der DDR-Zeit entstand in Knautnaundorf ein modernes Werk, in dem zeitweise mehr als 1.000 Beschäftigte tätig waren. Mit der politischen Wende erfolgte die Umstrukturierung in verschiedene Gesellschaftsformen, bis schließlich die heutige SHB GmbH entstand.

Schwieriges Marktumfeld

Der Fall reiht sich ein in die wachsende Zahl von Unternehmensinsolvenzen in Deutschland. Laut jüngsten Angaben der Amtsgerichte stiegen die Anträge im ersten Halbjahr deutlich an. Branchenverbände warnen seit Längerem, dass viele Firmen aufgrund der anhaltenden Rezession ihre Liquidität nicht mehr sichern können. Arbeitsplatzverluste und ein Rückgang der industriellen Wertschöpfung gelten als direkte Folge dieser Entwicklung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert