Die überraschende Insolvenz des Cyber-Assekuradeurs Cogitanda hat weitreichende Fragen und Unsicherheiten ausgelöst. Am Amtsgericht Köln wurde für die Cogitanda Dataprotect AG ein Insolvenzantrag gestellt. Rechtsanwalt Philip Schober von der Kanzlei Brinkmann & Partner wurde als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt. Für die Tochterunternehmen Cogitanda Insurance Services GmbH und Cogitanda Managed Services GmbH liegen bisher keine Anträge vor.
Laut Jens Lison, Vorstandschef von Cogitanda, führte eine nicht rechtzeitig geschlossene Kapitallücke von 14 Millionen Euro dazu, dass keine positive Fortführungsprognose mehr möglich war. Diese Insolvenz wirft nicht nur Fragen zur Zukunft des Unternehmens, sondern auch zu möglichen systemischen Risiken im Cyber-Versicherungsmarkt auf.
Makler, die mit Cogitanda zusammengearbeitet haben, stehen vor großen Herausforderungen. Besonders drängend ist die Frage, wie sie mit bestehenden Versicherungsverträgen umgehen sollen. Rechtsanwalt Vincent Jacobsen von der Kanzlei Michaelis warnt vor vorschnellen Entscheidungen. Er empfiehlt, auf weitere Informationen von Cogitanda zu warten, insbesondere auf ein angekündigtes FAQ-Dokument.
Jacobsen geht davon aus, dass bestehende Verträge weiterhin gültig bleiben, da Cogitanda selbst nicht als Risikoträger agiert. Hinter den Versicherungsprodukten stehen Konsortien, zu denen laut Branchenportal „Versicherungsmonitor“ unter anderem zwei Lloyd’s-Syndikate sowie deutsche Versicherer wie die Württembergische gehören. Ein außerordentliches Kündigungsrecht der Versicherungsnehmer bestehe nach seiner Einschätzung nicht, da die eigentlichen Versicherungsverträge nicht direkt mit Cogitanda abgeschlossen wurden.
Experten wie Ole Sieverding von Cyber Direkt und Tino Weissenrieder, Fachberater für Cyber-Risiken, bewerten die Insolvenz als isolierten Vorfall. Sie sehen weiterhin ein starkes Wachstum im Cyber-Versicherungsmarkt, das aktuell bei etwa 30 Prozent liegt. Allerdings warnen sie vor einer möglichen Konsolidierung und steigenden Prämien, da nicht alle Anbieter profitabel arbeiten.
Die Insolvenz hat dennoch das Vertrauen vieler Kunden erschüttert. Makler wie Johannes Neder von der VEMA sehen eine Gefahr darin, dass solche Ereignisse als generelles Versagen der Branche wahrgenommen werden könnten. Unternehmen wie die Hendricks GmbH arbeiten daran, offene Verträge umzudecken und Alternativen zu prüfen.
Die Insolvenz von Cogitanda verdeutlicht die wachsenden Herausforderungen im Cyber-Versicherungsmarkt, bietet aber auch die Möglichkeit, bestehende Strukturen und Geschäftsmodelle kritisch zu hinterfragen.