Die Deutsche Grundbesitz Holding AG (Degag) ist zahlungsunfähig. Die Insolvenz betrifft nicht nur das Unternehmen selbst, sondern auch mindestens eine Tochtergesellschaft – weitere könnten folgen. Insgesamt sind 6.300 Anleger betroffen, die zusammen bis zu 282 Millionen Euro investiert haben.
Finanzielle Schieflage führte zur Insolvenz
Laut Vorstand Bernd Klein war die Insolvenz unausweichlich, da offene Zahlungsverpflichtungen nicht mehr erfüllt werden konnten. Dazu zählen unter anderem Steuerforderungen, Vertriebskosten und Verbindlichkeiten gegenüber Dritten. Das Unternehmen hofft nun, durch einen geordneten Verkauf von Immobilien die Verluste für die Anleger möglichst gering zu halten.
Besonders betroffen ist die Degag Bestand und Neubau 1 GmbH, in die 2.900 Anleger insgesamt 164 Millionen Euro investiert haben. Ein geplanter Immobilienverkauf zur kurzfristigen Liquiditätsbeschaffung scheiterte, jedoch gibt es laut Klein weiterhin Interessenten für einzelne Objekte.
Geschäftsmodell mit hohem Risiko
Die Degag wurde von Birger Dehne gegründet, einem Investor, der auf den Ankauf, die Sanierung und den Weiterverkauf von leerstehenden Wohnungen spezialisiert war. Das Geschäftsmodell versprach hohe Renditen, doch es ging mit erheblichen Risiken einher.
Anleger konnten über nachrangige Genussrechte investieren und sollten jährlich zwischen sechs und neun Prozent Rendite erhalten. Diese Finanzierungsform erlaubte es dem Unternehmen jedoch, Zahlungen auszusetzen, falls wirtschaftliche Schwierigkeiten drohten. Genau das geschah Ende 2024: Zins- und Rückzahlungen wurden gestoppt – ein Vorzeichen der nun erfolgten Insolvenz.
Weitere Degag-Firmen in finanziellen Schwierigkeiten
Neben der bereits betroffenen Tochtergesellschaft stehen zwei weitere Degag-Unternehmen möglicherweise vor der Insolvenz:
- Degag WI8 GmbH: 2.000 Anleger, Investitionen von 72 Millionen Euro
- Degag Kapital GmbH: 1.400 Anleger, Investitionen von 46 Millionen Euro
Sollten auch diese Firmen zahlungsunfähig werden, könnte sich das Gesamtvolumen der betroffenen Investitionen noch weiter erhöhen.
Insolvenzverwalter sollen Klarheit schaffen
Die Degag möchte zwei Insolvenzverwalter vorschlagen, doch das Amtsgericht Hamburg wird die endgültige Entscheidung treffen. Nach der Bestellung sollen diese die finanzielle Situation des Unternehmens prüfen.
Ein zentrales Thema wird sein, wann genau sich die Krise abzeichnete. Noch im August 2023 hatte der Vorstand eine „krisenresistente Finanzierung“ betont, während Verbraucherschützer bereits zuvor Bedenken äußerten. Die Stiftung Warentest nahm die Degag im August 2024 in ihre Warnliste auf, da das Unternehmen wichtige Veröffentlichungspflichten missachtet hatte.
Da die Bilanz für 2023 nie veröffentlicht wurde, bleibt unklar, wie es tatsächlich um die Finanzen des Unternehmens stand. Die Insolvenzverwalter werden nun untersuchen, ob für die Anleger noch eine Chance besteht, ihr investiertes Kapital – zumindest teilweise – zurückzuerhalten.