Die Carl Semler GmbH & Co. KG, nach eigenen Angaben die älteste Schuhfabrik Deutschlands, hat aufgrund massiver finanzieller Probleme ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Das Unternehmen aus Pirmasens, eines der wenigen verbliebenen Schuhhersteller der Region, reagiert damit auf deutliche Umsatzrückgänge und strukturelle Herausforderungen in der Branche.
Die wirtschaftliche Lage in der Schuhindustrie habe sich durch Rezession, gestiegene Kosten und Marktveränderungen drastisch verschärft, erklärte die Geschäftsführung. Insolvenzen im Handel, Geschäftsschließungen und geopolitische Einflüsse wie die Covid-19-Pandemie hätten die Kundenbasis erheblich reduziert. Trotz intensiver Gegenmaßnahmen wie Kostenreduktion und Krediten konnte das Unternehmen die Einbußen nicht kompensieren.
Der Sanierungsexperte Lukas Eisenhuth wurde als Generalbevollmächtigter eingesetzt, während Rechtsanwalt Dennis Blank die Rolle des vorläufigen Sachwalters übernimmt. Die beiden Geschäftsführer Jürgen Becker und Stefan Markert bleiben handlungsfähig und arbeiten gemeinsam mit Eisenhuth an umfassenden Restrukturierungsmaßnahmen. Diese sollen alle Beteiligten – Mitarbeiter, Betriebsräte, Banken, Kunden, Lieferanten und Gesellschafter – einbeziehen, um das Unternehmen neu aufzustellen.
Die Schuhfabrik, die 250 Mitarbeiter in Deutschland und Ungarn beschäftigt, will den Betrieb weiterhin in vollem Umfang aufrechterhalten. Der Produktionsstandort Deutschland zählt 70 Beschäftigte, während in Ungarn 180 Mitarbeiter tätig sind. Mit einer täglichen Produktion von rund 1.000 Paar Schuhen bleibt der Fokus auf Qualität und Kontinuität.
Für die ersten Monate des Jahres 2025 sind die Gehälter der Mitarbeiter durch Insolvenzgeld gesichert. Ab April sollen die Zahlungen wieder vom Unternehmen selbst übernommen werden. Trotz der Herausforderungen blickt das Management optimistisch auf den Sanierungsprozess. Aufgrund des frühzeitig gestellten Insolvenzantrags sieht Eisenhuth gute Chancen, das Unternehmen langfristig zu stabilisieren.
Carl Semler, ein Traditionsunternehmen, das seit Jahrzehnten in Pirmasens produziert, will gestärkt aus der Krise hervorgehen. Mit gezielten Restrukturierungen und einer breiten Einbindung aller Interessensgruppen soll die Basis für eine erfolgreiche Zukunft geschaffen werden.