Do 26. Dez. 2024

Der Autositzhersteller Recaro Automotive hat Insolvenz angemeldet. Das Amtsgericht Esslingen ordnete am Montag die vorläufige Eigenverwaltung an und ernannte den Stuttgarter Rechtsanwalt Holger Blümle zum vorläufigen Sachwalter. Blümle soll die wirtschaftliche Lage des Unternehmens aus Kirchheim unter Teck prüfen und die Geschäftsführung überwachen.

Die IG Metall zeigte sich vom Insolvenzantrag überrascht und erklärte, dass die Auswirkungen auf die 215 Beschäftigten in Kirchheim unklar seien. Über Jahre hinweg hatte die Belegschaft durch Verzicht und Verschiebung von Entgelten versucht, das Unternehmen wirtschaftlich zu stabilisieren. Betriebsratschef Frank Bokowits drückte die Enttäuschung der Mitarbeiter aus: „Unsere Kollegen haben große Opfer gebracht, um das Unternehmen zu unterstützen.“

Die IG Metall fordert nun einen transparenten Dialog mit der Geschäftsführung und dem Sachwalter. Alessandro Lieb, Esslinger IG-Metall-Chef, betonte die Notwendigkeit, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um Arbeitsplätze zu sichern und eine nachhaltige Lösung zu finden. Ein Treffen mit den Belegschaftsvertretern ist in den kommenden Tagen geplant, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

Recaro Automotive gehört seit 2016 der US-Investmentgesellschaft Raven Acquisition. Das Unternehmen produziert unter Lizenz der Stuttgarter Recaro Holding, die Flugzeug- und Gamingsitze herstellt. Obwohl beide Firmen gemeinsame Wurzeln haben, operieren sie rechtlich völlig selbstständig. Recaro Automotive ist auch bekannt als Lieferant der Sitze für die Ersatzbänke zahlreicher Fußballklubs.

Die Insolvenz von Recaro reiht sich in eine Serie von Insolvenzen kleinerer Autozulieferer mit bekannten Namen ein. Vor einem Jahr traf es den Blechteile-Hersteller Allgaier, nachdem das Familienunternehmen 2022 an den chinesischen Investor Westron verkauft worden war.

Die Holding, zu der Recaro gehört, hat sich längst auf andere Branchen spezialisiert, was die Unsicherheit über die Zukunft der Arbeitsplätze noch verstärkt. Ob Sachwalter Blümle die Arbeitsplätze bei Recaro Automotive erhalten kann, bleibt fraglich.

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